EuroCASO – Europäischer Dachverband nichtstaatlicher AIDS-Organisationen
1989 wurde in Wien der Grundstein für einen weltweiten Verband sowie für ein europäisches Netzwerk von AIDS-Service-Organisationen gelegt. Während die weltweite Vereinigung ICASO noch länger benötigte, um sich richtig zu etablieren, hatte der europäische Zusammenschluss EuroCASO bereits 1991 beachtliche Erfolge aufzuweisen und mehr als 350 Organisationen auf seiner Aussendungsliste, wie ich den LN 1/1992 berichtete.Gesprächstermin bei Ingrid Korosec
Die HOSI-Wien-Obleute WALTRAUD RIEGLER und DIETER SCHMUTZER und ich rennen bei der ÖVP-Generalsekretärin offene Türen ein. Sie ist völlig einer Meinung mit uns, dass § 209 StGB nicht mehr zeitgemäß sei, und spricht sich vorbehaltlos für seine Beseitigung aus. Sie wolle sich in diesem Sinne innerhalb der ÖVP einsetzen (vgl. LN 1/1992, S.19 ff). Aber auch sie wird daran scheitern.FOTO: PARLAMENTSDIREKTION
Homosexualität ist in Österreich keine Krankheit mehr
Per 6. September 1991 war in Österreich Homosexualität offiziell keine Krankheit mehr. Dies war ein weiterer großer Erfolg des jahrelangen konsequenten und kontinuierlichen Lobbying der HOSI Wien, wie ich in den LN 4/1991 berichtete.Ideelle Wiedergutmachung für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus
In seiner vielbeachteten Rede vor dem Nationalrat am 8. Juli 1991 erwähnte Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) u. a. auch die homosexuellen NS-Opfer. Das war das erste Mal in der Geschichte des Landes, dass diese Opfergruppe so prominente Erwähnung fand. Ich ging in einem Beitrag in den LN 4/1991 der Frage nach, ob das schon als ideelle Wiedergutmachung durchgehen könne.Schwulen- und Lesbenrechte auf der KSZE
Im September 1991 flog ich zweimal nach Moskau (damals noch Sowjetunion), um im Auftrag der International Lesbian and Gay Association (ILGA) insgesamt sieben Tage lang als NGO-Vertreter Lobbying für die Anerkennung der Menschenrechte von Lesben und Schwulen im Rahmen des KSZE-Prozesses zu betreiben. In den LN 4/1991 berichtete ich ausführlich darüber. Moskau war der Auftakt zu intensiven und systematischen Aktivitäten bei der KSZE, später OSZE.Amnesty International anerkennt homosexuelle Gewissensgefangene
Nach langen internen Diskussionen und intensiver Lobbyarbeit der internationalen Lesben- und Schwulenbewegung, darunter an ganz vorderster Front der HOSI Wien, hat amnesty international im September 1991 endlich offiziell beschlossen, wegen ihrer Homosexualität inhaftierte Personen als Gewissensgefangene in das Mandat der Organisation aufzunehmen. Ich berichtete darüber in den LN 4/1991.Gespräch mit ÖVP-Ministerin
Die HOSI-Wien-Obleute WALTRAUD RIEGLER und DIETER SCHMUTZER und ich treffen Ruth Feldgrill-Zankel. Es geht einmal mehr um die anstehende Strafrechtsreform. Die ÖVP-Ministerin für Umwelt, Jugend und Familie zeigt sich sehr uninformiert, sagt aber Neutralität zu (vgl. LN 4/1991, S.19 ff). Ihr Ministerium gibt im Begutachtungsverfahren dann allerdings eine der negativsten Stellungnahmen ab und spricht sich vehement gegen die Streichung der vier Paragrafen aus (vgl. LN 2/1992, S. 18 ff).Lobbying bei der KSZE/OSZE
Die Konferenz über die menschliche Dimension der KSZE in Moskau, damals noch Sowjetunion, ist der Auftakt für das systematische Lobbying im Namen der ILGA für die Anerkennung der Menschenrechte von Lesben und Schwulen durch diese internationale Organisation (vgl. LN 4/1991, S. 42–47). Mein regelmäßiges Engagement in dieser Sache sollte über eineinhalb Jahrzehnte andauern und mich noch zu zahlreichen KSZE/OSZE-Tagungen führen. Lobbying bei internationalen Institutionen ist immer eine der spannendsten und aufregendsten meiner vielfältigen Tätigkeiten gewesen. Und manchmal, wie damals in Moskau, spürt man dabei sogar den Hauch der Geschichte.FOTO: KURT KRICKLER
Homosexualität keine Krankheit mehr
HOSI-Wien-Vertreter, darunter ich, treffen mit Reinhold Oblak, dem Pressesprecher von Gesundheitsminister Harald Ettl (SPÖ) zusammen, um die Streichung von „Homosexualität“ aus dem offiziellen Krankheitenkatalog (damals ICD-9) zu fordern. Zwar hat dies die WHO für die kommende ICD-10 bereits 1990 beschlossen, aber bis zu deren geplanten Einführung 1993 wollen wir nicht warten. Am 6. September 1991 ergeht eine schriftliche Weisung des Gesundheitsministers an alle zuständigen Stellen, die Codierung für Homosexualität aus dem österreichischen Diagnoseschlüssel zu entfernen bzw. nicht mehr anzuwenden. Seither ist Homosexualität in Österreich auch offiziell keine Krankheit mehr (vgl. LN 4/1991, S. 14).Lesbisch-Schwule Festwoche 1991
Die Warme Woche hat 1991 einen neuen Namen bekommen. Höhepunkt der von HOSI Wien, Rosa Lila Villa und HuK auf die Beine gestellten Veranstaltungsreihe ist die Demo durch die Wiener Innenstadt. Die selbstgemachten ringstraßenbreiten Riesentransparente der HOSI Wien passen kaum auf den Graben, und bei Wind sind die Spruchbänder fast nicht zu bändigen. Hier kämpfen FRIEDL NUSSBAUMER und ich gegen die Elemente. Und HARALD HAAS hält mich bei der Stange. Nach der Demo wird am Stock-im-Eisen-/Stephansplatz der weltweit größte rosa Winkel ausgebreitet (vgl. LN 3/1991, S. 31–37).FOTOS: ARTHUR PRIKRYL (1954–1995)
AIDS-Pressekonferenz in Budapest
AART HENDRIKS, aktiv bei COC und Homostudies Utrecht, und ich haben für die Ausgabe Nr. 15 (Mai 1991) der vom Londoner PANOS Institute herausgegebenen Zeitschrift WorldAIDS einen siebenseitigen Spezialreport über AIDS in Osteuropa verfasst. PANOS organisiert aus diesem Anlass eine Pressekonferenz in Budapest zum Thema AIDS. Neben Martin Foreman vom PANOS-Institut, Frants Staugaard vom WHO-Europabüro in Kopenhagen und Małgorzata Rokicka-Piotrowicz von der Medizin-Universität Warschau nehmen daran auch LAJOS ROMSAUER (1936–2011) vom ungarischen Schwulen- und Lesbenverband Homeros Lambda und ich als Vertreter der ÖAH und der HOSI Wien teil, wodurch einmal mehr die bedeutende Rolle der Homosexuellenbewegung sowie nichtstaatlicher AIDS-Hilfen im Kampf gegen AIDS betont wird (vgl. LN 3/1991, S. 77).Maiaufmarsch
Auch schon vor der Regenbogenparade marschieren Schwule und Lesben für ihre Anliegen auf der Ringstraße – beim Maiaufmarsch am Tag der Arbeit. Die HOSI Wien begann mit dieser Tradition bereits 1980. Im Jahr 1991 steht die Teilnahme ganz im Zeichen der AIDS-Krise, und daher ist auch ACT UP Wien vertreten (vgl. LN 3/1991, S. 11 + S. 21). Hier diskutiere ich gemeinsam mit MICHAEL HANDL (links im Bild) und JOSEF GABLER (rechts) mit Exekutivbeamten – weswegen, ist mir entfallen.FOTOS: CHRISTIAN HÖGL
AIDS-Notstand in Wien
Im März 1991 war in Wien die stationäre Versorgung der AIDS-PatientInnen zusammengebrochen. Dem AIDS-Pavillon Annenheim am Pulmologischen Zentrum Baumgartner Höhe (heute Klinik Penzing) drohte die Schließung. In den LN 2/1991 berichtete ich über die Hintergründe für diese prekäre Situation und einen beherzten und für den damaligen Bürgermeister Helmut Zilk unangenehmen Protest durch ACT UP Wien.ILGA-Sekretariatetreffen
Als stellvertretendes Aktionssekretariat nimmt die HOSI Wien regelmäßig an den ILGA-Sekretariatetreffen teil, hier in London mit JOHN CLARK, VERA WITTKOWSKY und MIA HILSCHER aus der HOSI-Wien-Auslandsgruppe (vgl. LN 2/1991, S. 15).Gespräch mit ÖVP-Klubobmann Neisser
Eine HOSI-Wien-Delegation, der ich angehöre, erörtert die anstehende Strafrechtsreform mit ÖVP-Klubobmann Heinrich Neisser. Er spricht sich nicht gegen die Streichung des § 209 aus, hat aber große Zweifel, seine Fraktion davon überzeugen zu können (vgl. LN 2/1991, S. 13).FOTO: PARLAMENTSDIREKTION
Pressekonferenz aufgemischt
AIDS-Notstand in Wien: Aktivisten (hier im Bild PETER HAAS und MICHAEL HANDL) von ACT UP Wien mischen die Pressekonferenz von Bürgermeister Helmut Zilk im Wiener Rathaus auf und fordern „Mehr Krankenschwestern für kranke Schwestern“ (vgl. LN 2/1991, S. 25 ff).FOTOS: ARCHIV HOSI WIEN/JOSEF GABLER