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Motorradfahren

1986 kaufte ich mir mein erstes Motorrad, eine gebrauchte Suzuki 500 – zum Einstieg. Nun konnte ich – äußerst effizient und zeitsparend – nicht nur das Reisen, sondern auch mein internationales schwul/lesbisches Engagement mit der Leidenschaft fürs Motorradfahren verbinden. Die erste Auslandsreise ging dann auch gleich im Juli 1986 nach Kopenhagen zur ILGA-Weltkonferenz. Die erste große rein private Motorradtour führte mich 1987 ebenfalls über Dänemark auf die Färöer (damals verkehrte noch die Winston Churchill zwischen Esbjerg und Tórshavn). Zurück ging’s über Shetland und die Orkney-Inseln zum schottischen Festland, durch ganz Großbritannien und über Dover/Calais und quer durch Frankreich, Luxemburg und Deutschland nach Wien zurück.

Meine erste Moto Guzzi California II

FOTO: SEPP ENGELMAIER

Meine ausgemusterte Polizei-Maschine

Nun war es Zeit für eine stärkere Maschine: Ich legte mir eine gebrauchte weiße Moto Guzzi California II zu. Auf ihr konnte man den ganzen Tag sitzen (besser: thronen) und ruhig auch 1500 Kilometer im Stück fahren, ohne dass einem der Hintern, der Rücken, die Arme oder die Beine schmerzten.

Als Anfang 1990 in Österreich die Wunschkennzeichen eingeführt wurden, besorgte ich mir gleich eines: „W–GAY 6“. Leider konnte ich mich nicht lange daran erfreuen, denn im Juli desselben Jahres wurde es mir samt Motorrad in Stockholm gestohlen – ich war einmal mehr mit dem Motorrad zur ILGA-Welt-Jahreskonferenz angereist.

Daheim in Wien suchte und fand ich Ersatz. Ich kaufte wieder eine gebrauchte weiße Moto Guzzi California II. Das Wunschkennzeichen blieb allerdings für fünf Jahre gesperrt. So sehr die Moto Guzzi in Sachen Ästhetik sowie Sitz- und Fahrkomfort ein Traum war, so sehr war sie ein Alptraum in Sachen Reparaturen. Wenn man – wie ich – absolut kein Talent zum „Schrauben“ und Basteln hat, ist das Fahrzeug ein finanzielles Fass ohne Boden. Ich beschloss daher bald darauf, auf BMW umzusteigen, und schaffte mir im Laufe meiner Motorrad-Jahre zwei von der Gendarmerie bzw. Polizei ausgemusterte Maschinen an.

Nachdem Peter und ich uns 1993 kennengelernt hatten, kaufte Peter ebenfalls eine gebrauchte (blaue) BMW 100 RT. Da er in Graz wohnte, konnte er sich das Wunschkennzeichen „G–GAY 6“ zulegen. In unseren gemeinsamen Jahren waren die Wochenenden heilig (ausgenommen die vier pro Jahr für die Produktion der LAMBDA-Nachrichten) – und an vielen davon unternahmen wir wunderschöne Ausfahrten in der Steiermark und den angrenzenden Ländern. 1995 bekam ich „W–GAY 6“ zurück; ein paar Monate konnten wir noch gemeinsam mit unseren Wunschkennzeichen ausfahren. Nach Peters Tod 1996 „erbte“ ich seine Maschine. Ich fuhr damit noch etliche Jahre. Sie war in der Tat das letzte meiner Motorräder. Ich verkaufte es 2013, wobei es da schon einige Zeit abgemeldet und fahruntüchtig auf einem Parkplatz gestanden war.

Auch die BMW waren durch ihr Alter inzwischen in der Erhaltung sehr teuer geworden. Außerdem war der Benzinpreis in all den Jahren ziemlich gestiegen, während Flugtickets immer billiger geworden waren. Fahrten quer durch Europa zahlten sich finanziell und zeitbudgetmäßig nicht mehr aus. Ich war dazu übergegangen, an einem Zielort ein Motorrad zu mieten und eine Rundreise zu starten, statt zusätzlich tausende Kilometer hin- und zurückzufahren – etwa in Lissabon (zweimal), Barcelona oder Bilbao. Und auch bei meiner vierten und bislang letzten Reise auf die Färöer lieh ich mir 2005 in Tórshavn eine Harley Davidson für einige Tage aus.

Seit 2013 bin ich – nach mehr als einem Vierteljahrhundert und etlichen 100.000 Kilometern auf heißen Öfen – wieder motorradlos.

 

Mit einer gemieteten Harley Davidson unterwegs auf den Färöer, Mai/Juni 2005

Auf der Regenbogenparade 1999

Gemeinsame Ausfahrten mit den Wunschkennzeichen W-GAY 6 und G-GAY 6

Mit den Präsidentinnen der Autonomen Trutschn, EINFACHNUR SABINE und MARLENE VON D., auf der Regenbogenparade 2007

FOTO: GUDRUN STOCKINGER