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Österreichisches AIDS-Informations- und Dokumentationszentrum

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Als die Österreichische AIDS-Hilfe (ÖAH) nach sechs erfolgreichen Jahren per Ende Juni 1991 aufgelöst wurde, gründeten Gabriele Traun-Vogt, DIETER SCHMUTZER und ich – wir waren Kollegen in der ÖAH-Geschäftsführung – das Österreichische AIDS-Informations- und Dokumentationszentrums (ÖAIDZ), einen von acht ÖAH-Nachfolgevereinen.

Wir wollten die Schwerpunkte unserer ÖAH-Arbeit fortsetzen, vor allem: Weiter- und Fortbildung speziell für MultiplikatorInnen im psychosozialen und Bildungsbereich, Mitarbeit an Informationsveranstaltungen, Erstellen von Info-Materialien und Publikationen, Archiv und Dokumentation sowie die internationale Vernetzung.

Am 20. August 1991 fand die konstituierende Generalversammlung des Vereins statt, ich wurde zum Präsidenten gewählt, Dieter zum Schriftführer und Gabriele zur Kassierin.

Das ÖAIDZ nahm sofort seine Tätigkeiten auf, erstellte u. a. Grund- und Unterlagen für die geplanten Fortbildungsseminare und beteiligte sich an Informationsveranstaltungen, etwa den AIDS-Informationswochen der HOSI Wien im Oktober 1991 (vgl. LN 1/1992, S. 40 f) sowie ein Jahr später am AIDS-Info-Monat der HOSI Wien (vgl. LN 1/1993, S. 22 ff).

Im Herbst 1991 erschien AIDS – Ein lexikalisches Handbuch, herausgegeben von Judith Hutterer, REINHARDT BRANDSTÄTTER sowie Dieter und mir in unserer Funktion als ÖAIDZ-Mitarbeiter.

Ich fungierte auch als inhaltlicher Berater und Lektor für das Handbuch AIDS, das im November 1993 von Patrick Kenis und Christiana Nöstlinger vom Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung im Falter-Verlag herausgegeben wurde.

 

Internationale Aktivitäten

Meine internationalen Aktivitäten führte ich ebenfalls nahtlos im neuen Verein weiter, speziell im Rahmen des European Council of AIDS Service Organisations (EuroCASO), wo meine Vorstandsfunktion von der ÖAH-Auflösung unberührt blieb. Noch im Sommer 1991 wurde das bis dahin bei der ÖAH angesiedelte EuroCASO-Sekretariat nach Oslo transferiert.

Aus Anlass des Welt-AIDS-Tags 1991 wurde ich vom litauischen AIDS-Präventionszentrum zu dessen Veranstaltungen nach Kaunas und Wilna eingeladen, wo ich bei der Konferenz „Society and AIDS“ einen Vortrag über die Bedeutung von NGOs im Kampf gegen AIDS hielt (vgl. LN 1/1992, S. 57 f).

Im April 1993 war das ÖAIDZ – gemeinsam mit EuroCASO und dem WHO-Europabüro/Global Programme on AIDS (GPA) – Kooperationspartner bei der Durchführung der 7. Regionaltagung für Ost- und Südosteuropa der International Lesbian and Gay Association (ILGA) in Wien. Gastgeberin und Hauptorganisatorin war die HOSI Wien, die WHO leistete zudem eine wichtige finanzielle Unterstützung (vgl. LN 2/1993, S. 28 f, und 3/1993, 30 ff).

 

Keine Förderung

Nach Vorgesprächen im Gesundheitsministerium reichte das ÖAIDZ im November 1991 ein Förderansuchen ein, denn die geplanten Tätigkeiten überstiegen natürlich ein Ausmaß, das ehrenamtlich und unbezahlt zu bewältigen gewesen wäre. Fast ein Jahr wurden wir hingehalten, um dann Ende Oktober 1992 eine Absage zu erhalten: Fortbildungsseminare und Informationstätigkeiten würden von anderen Einrichtungen abgedeckt, was nicht wirklich zutraf, und internationale Arbeit wollte das Ministerium gar nicht fördern.

Die Vereinsaktivitäten liefen daher nur auf Sparflamme weiter – soweit es eben die persönlichen Ressourcen von uns dreien erlaubten. Es war bald klar, dass diese Tätigkeiten unbezahlt keine Zukunft hatten. Überdies erfolgte Dieters und mein Engagement im AIDS-Bereich ohnehin in Personalunion als ÖAIDZ- und HOSI-Wien-Aktivisten, wie etwa im Rahmen der vorhin erwähnte Osteuropakonferenz. Ehrenamtliche internationale Arbeit konnte daher auch im Rahmen der HOSI Wien weitergeführt werden, zumal diese nicht nur EuroCASO-Mitglied war, sondern ohnehin auch in der AIDS Working Party der ILGA aktiv mitarbeitete.

Mit Jahresende 1994 stellte das ÖAIDZ schließlich seine Tätigkeiten ein.

 

Dieter Schmutzer/Judith Hutterer/Kurt Krickler/Reinhardt Brandstätter: „AIDS. Ein lexikalisches Handbuch“, Verlag Der Apfel, Wien 1991

Cover des 77 Seiten starken Tagungsberichts über die 7. ILGA-Regionalkonferenz für Ost- und Südosteuropa in Wien im April 1993