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Leihmutterschaft weltweit verbieten!

LOSE SERIE: AUS DEM ARCHIV

Veröffentlicht am 4. Juni 2020

In der Tat hat die HOSI Wien bereits 2013 die Ablehnung der Leihmutterschaft in ihr Forderungsprogramm geschrieben und sich in der Folge auch öffentlich für ein Verbot der Leihmutterschaft ausgesprochen. Auf seiner 34. ordentlichen Generalversammlung am 27. April 2013 beschloss der Verein einstimmig ein neues, komplett überarbeitetes Forderungsprogramm. Diese Neufassung war damals dringend notwendig geworden, „denn die alte Fassung stammte noch aus 1989. Die meisten der damals formulierten Forderungen haben wir ja seither durchsetzen können, und in vielen Bereichen haben Veränderungen und Weiterentwicklungen in diesen 24 Jahren manche Forderung obsolet werden lassen. Uns war außerdem wichtig, rechtzeitig zu unserem 35. Geburtstag im nächsten Jahr über ein Forderungsprogramm auf der Höhe der Zeit zu verfügen“, erklärte damals der wiedergewählte Obmann CHRISTIAN HÖGL (vgl. Aussendung der HOSI Wien vom 29. April 2013).

Im Punkt „III. Familienrecht“ heißt es im Forderungsprogramm der HOSI Wien wie folgt: Bei der Frage der Leihmutterschaft stehen einander der Kinderwunsch von schwulen Männern und die Notwendigkeit des Schutzes von Frauen vor Ausbeutung gegenüber. Angesichts der wirtschaftlichen Ungleichheiten zwischen Arm und Reich sowie zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern sehen wir die Gefahr, dass die wirtschaftliche Situation von Frauen ausgenutzt wird und sie in manchen Regionen der Welt sogar dazu gezwungen werden. Vor diesem Hintergrund lehnen wir Leihmutterschaft ab.

Diese Passage im Forderungsprogramm wurde noch zweimal einstimmig bestätigt, und zwar auf der außerordentlichen Generalversammlung am 12. September 2015 und im Rahmen der Verabschiedung des aktuell gültigen Forderungsprogramms durch die GV am 5. Mai 2018. [Siehe nachträgliche Anmerkung]

 

Argumente für und wieder

Natürlich gibt es wie bei allen Themen auch in dieser Frage viele Pro- und Kontra-Argumente, etwa aus feministischer Sicht. In einem Beitrag in den LN 5/2011 habe ich meine Kontra-Argumente wie folgt ausgeführt:

Aber letztlich lässt sich selbst mit noch so akademischen und altruistischen Argumenten nicht verschleiern und zudecken: In unserer urkapitalistischen Weltordnung läuft auch Leihmutterschaft einmal mehr auf die totale Ausbeutung von Armen durch Reiche hinaus – in einer Linie mit der Lohnsklaverei in China zum Zwecke der Erzeugung von Billigwaren für die reiche Welt, mit dem oft euphemistisch als „Sexarbeit“ bezeichneten Menschenhandel, mit dem mittlerweile schwunghaften weltweiten Organhandel, dem bereits erwähnten Handel mit Adoptivkindern und ähnlichen Phänomenen.

Es ist eine Illusion, dass die Frauen in Indien, die aus ihrer wirtschaftlicher Notlage heraus für die Reichen im Norden Kinder gebären, endlich das nötige Einkommen erhielten, um ihre Armut hinter sich zu lassen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Genauso wenig, wie dies für die vielen Menschen in den armen Ländern eingetreten ist, die eine ihrer Nieren verkauft haben. Daran verdienen tun allein die Vermittlungsagenturen. Manche der Argumente für die Leihmutterschaft sind ähnlich zynisch wie jene der pädophilen Sex-Touristen, die sich damit rechtfertigen, dass durch ihre Zuwendungen an die von ihnen sexuell ausgebeuteten Kinder ja ganze Familien in Thailand, Kambodscha oder sonstwo ein besseres Leben führen könnten.

Was wäre auch ein fairer Preis für neun Monate Schwangerschaft und ein gesundes Baby: der Gegenwert eines Mittelklassewagens – oder doch eher eines gehobenen Luxusmodells der Marke Audi oder BMW? Wenn man das Gebären als Dienstleistung und ein Baby als Ware betrachtet, dann richtet sich der Preis in unserer kapitalistischen Welt selbstverständlich nach Angebot und Nachfrage. Und das Angebot wird angesichts der vielen hundert Millionen Armen in aller Welt immer größer sein als die Nachfrage. Ein weiterer Grund also, dafür zu sorgen, dass die Armen im Süden auch wirklich arm bleiben? Denn müsste man einen fairen Preis zahlen, könnten es sich ohnehin nur wieder die Reichen wie Elton John oder Sex and the CityStar Sarah Jessica Parker leisten…

Die HOSI Wien hat später auch die Petition der Initiative „Stoppt Leihmutterschaft!“ für ein weltweites Verbot der Leihmutterschaft unterzeichnet.

Im Rahmen einer Begutachtung der Frage der Leihmutterschaft durch das australische Parlament hat die HOSI Wien ebenfalls eine Stellungnahme abgegeben und sich dabei für das Verbot der Leihmutterschaft ausgesprochen (hier der Link zu den Stellungnahmen). Der Bericht des Ausschusses vom April 2016 findet sich hier.

Angesichts der Bilder aus Kiew wäre es dringend angezeigt, dass sich die HOSI Wien in dieser Angelegenheit wieder zu Wort meldete.

 

Nachträgliche Anmerkung:

Auf der Generalversammlung am 3. September 2022 hat die HOSI Wien ihr Forderungsprogramm erneut adaptiert und bei der Gelegenheit die Ablehnung der Leihmutterschaft ein viertes Mal bestätigt.

 

Der ORF berichtete in der „ZiB 1“ am 16. Mai 2020 als erstes Massenmedium über hunderte von Leihmüttern geborene und dann nicht von ihren Kauf-Eltern abgeholte Babys in Kiew.

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