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Islam(isten)-VersteherInnen

Erschienen am 4. Februar 2015

Nach dem Auftreten der Spezies der Putin-VersteherInnen nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine war natürlich mit diesem typisch „westlichen“ Masochismus auch nach den Pariser Anschlägen zu rechnen. Und er blieb leider nicht aus. Dabei wäre es ganz einfach: Im Europa des 21. Jahrhunderts dürfen keine Staatsgrenzen mehr mit militärischer Gewalt verändert werden – aus Schluss basta! Und die Menschenrechte sind unteilbar und unveräußerlich – da kann’s auch für die Religionen keine Ausnahmen geben – amen!

Islam(isten)-VersteherInnen nerven mit ihrer Mea-culpa-Haltung, man müsse doch der Religion und den Gläubigen Respekt entgegenbringen und dürfe sie nicht provozieren. Interessant: AtheistInnen wird also Respekt vor etwas abverlangt, was sie aus tiefster Überzeugung ablehnen. Und wie soll man bei so lachhaften religiösen Vorstellungen wie der primitiven und verschwitzten (heterosexuellen!) Männerphantasie, Selbstmordattentäter im Auftrag des Islams würden im Paradies von einigen Dutzend Jungfrauen erwartet, ernst bleiben? So etwas hat doch nichts anderes als Spott und Hohn verdient!

Und was ist mit uns Lesben und Schwulen und uns AtheistInnen? Wo bleibt der Respekt der Gläubigen vor unserer Lebensweise und unserem Unglauben? Wieso dürfen sie uns ständig unter Berufung auf den Koran, die Bibel und ihren Glauben ewige Verdammnis, Schmoren in der Hölle usw. androhen? Wieso müssen wir uns ständig solche und andere Provokationen gefallen lassen? – Ich glaube nicht, dass homosexuelle AtheistInnen auf großes Verständnis stoßen würden, wenn sie mit Maschinengewehren die katholische Bischofskonferenz oder ein paar Hassprediger-Imame in einer Moschee ummähten! Daher: Auch MuslimInnen werden lernen müssen, mit Kritik und Kränkung gewaltfrei umzugehen. Man möge uns mit all diesen relativierenden Erklärungsversuchen verschonen! Sie sind eine einzige Zumutung!

Und ach ja, wie ich an dieser Stelle schon in der Ausgabe 4/2012 (S. 6 ff) geschrieben habe: Dem Islam, weil er bei uns eine Minderheitenreligion ist, einen Mitleids-Deppenbonus zuzugestehen (die armen MuslimInnen müssen sich doch ständig in der Defensive fühlen; an ihre weder durch Reformation noch Aufklärung angekränkelte und rückständige Religion könne man doch nicht dieselben hohen Ansprüche stellen wie an andere Religionen) wäre die eigentliche Diskriminierung, weil man diese Religion damit nicht für voll nehmen würde!

Als Charlie Hebdo nach dem Attentat neue satirische Cartoons veröffentlichte, ging – wie vor neun Jahren gegen die sogenannten dänischen Mohammed-Karikaturen – der aufgehetzte Mob von Teheran bis Niamey wieder auf die Straße, um gegen die Beleidigung des Islams und des Propheten zu demonstrieren und – diesmal nicht dänische, sondern – französische Fahnen zu verbrennen. Aber wo sind diese Leute eigentlich, wenn es darum ginge, gegen den Irrsinn zu demonstrieren, der im Namen ihrer Religion tagtäglich verübt wird: dagegen, dass sich Sunniten und Schiiten massenhaft gegenseitig in die Luft sprengen, gegen den Terror der Taliban und des IS auch gegen MuslimInnen, gegen die von Boko Haram verübten Massaker? Da gebe es doch jede Menge weitaus wichtigere Anlässe für Demos als ein paar harmlose Karikaturen! Aber da kriegen diese Leute ihren Arsch nicht auf die Straße! Sehr glaubwürdig!

Und wo bleibt die Unterstützung der MuslimInnen aus den Golfstaaten und aus Saudi-Arabien, die ohnehin nicht wissen, wohin mit all ihrem Reichtum, für ihre verfolgten Glaubensbrüder und -schwestern aus Syrien? Warum müssen 1,7 Millionen Flüchtlinge im Libanon bei Schnee und Kälte dahinvegetieren? Warum bauen ihnen Dubai & Co keine ordentlichen Quartiere, sondern vergeuden Wahnsinnssummen für aberwitzige Prestigeprojekte? Und warum nehmen sie die Flüchtlinge nicht bei sich auf, damit diese sich nicht gezwungen sehen, ihr Leben bei der Überfahrt übers Mittelmeer zu riskieren?

Ja, natürlich ist „der Islam“ keinen Deut besser als „das Christentum“ – alles die gleiche widerliche verlogene Heuchelei. Anspruch und Wirklichkeit klaffen hie wie dort diametral auseinander. Und so lange das so ist, braucht niemand überrascht sein, wenn jemand diesen Religionen keinen Respekt entgegenbringt und sie nicht ernst nimmt. Denn wovor soll man da Respekt haben – dass in ihren Namen die größten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte begangen worden sind? Nein, die VertreterInnen dieser Religionen und auch die Gläubigen haben nicht das geringste Recht, sich moralisch über andere zu erheben und ihnen irgendwelche Belehrungen zu geben oder Vorschriften zu machen. Diese ganzen Islam-Debatten der letzten Monate und Jahre sind nur mehr eine einzige Belästigung! Wo bleibt da die göttliche Gnade? Eben – ein Beweis mehr: Es gibt gar keinen Gott!

Que(e)rschuss LN 1/2015