ILGA-Weltkonferenz 1989 in Wien – ein Arbeitsbericht
Nach den Reden wurden die Delegierten zum Buffet geladen. Danach gab es einen Kunstgenuss der besonderen Art: Die HOSIsters gaben eine vielumjubelte Vorstellung der Lehár-Operette „Die lustige Witwe“ in englischer Sprache. Veranstaltungsort war übrigens das „FRITZ“, das sich damals neben dem Jugendgästehaus Brigittenau befand, wo die Tagung stattfand und die meisten Delegierten logierten.
FOTO: ARCHIV HOSI WIEN/WILD-CHILD-PRODUCTIONS/JOSEF GABLER
Daß Unterrichtsministerin Hilde Hawlicek (SPÖ) den Ehrenschutz über die Tagung übernahm, war die erste Sensation – nicht nur wegen der herrschenden österreichischen Verhältnisse, sondern auch weil noch nie zuvor ein ILGA-Kongreß unter der Patronanz eines Regierungsmitglieds stattfand (vgl. LN 1/1989, S. 33 f, und LN 3/1989, S. 14 f). Keine ILGA-Premiere, aber dennoch für Österreich sensationell: Der Wiener Fremdenverkehrsverband gewährte der HOSI Wien eine Förderung für die Ausrichtung der Tagung, und zwar in der Höhe von S 35.000,–. Dadurch konnte die knapp kalkulierende Gastgeberin, die die Konferenzwoche zum Pauschaltarif von S 2.500,– (alles inklusive) angeboten hat, wenigstens in finanzieller Hinsicht ruhig schlafen.
Illegale Konferenz
Diese öffentliche Unterstützung der Tagung ist umso bemerkenswerter, als dieser Kongreß eigentlich gegen geltende Gesetze verstößt. Auf diese grotesk-paradoxe Situation wies dann auch HOSI-Wien-Obmann REINHARDT BRANDSTÄTTER in seiner Eröffnungsrede hin: Eigentlich hätten alle TeilnehmerInnen festgenommen, angezeigt und verurteilt werden können – wegen der §§ 220 und 221 StGB.
Rekordteilnahme
Alle bisherigen Rekorde schlug die Zahl der TeilnehmerInnen: 262 AktivistInnen aus 33 Staaten waren zur Tagung gekommen, davon 82 Frauen. Bei manchen bisherigen ILGA-Jahreskonferenzen hatten nicht einmal 82 Personen insgesamt teilgenommen. Aber nicht nur der Frauenanteil war größer als bisher, sondern auch die Zahl der TeilnehmerInnen aus Osteuropa und Übersee. Hatte die nordamerikanische Bewegung die ILGA bisher ziemlich ignoriert, war ihre Delegation in Wien so stark wie noch nie, auch Südamerika war mit neun TeilnehmerInnen „relativ“ gut vertreten. Besonders gefreut hat sich die HOSI Wien allerdings über die starke Präsenz aus Osteuropa – 24 Delegierte –, da die HOSI Wien ja seit sieben Jahren für die ILGA den Eastern Europe Information Pool (EEIP) betreut – aufgrund der Veränderungen und des Aufbruchs sowie der allerorten entstehenden Bewegung zur Zeit ohne Zweifel eines der aufregendsten Projekte der ILGA. Als große Sensation ist da sicherlich auch zu werten, daß sieben TeilnehmerInnen aus der DDR kommen konnten: vier vom Club Courage (offiziell von der Freien Deutschen Jugend, FDJ, entsandt) und drei von kirchlichen Arbeitskreisen. Die Courage kündigte eine permanente Beteiligung innerhalb der ILGA und einen Mitgliedsantrag für nächstes Jahr an.
Die große Zahl an TeilnehmerInnen war nicht zuletzt dank außerordentlicher Spendierfreudigkeit möglich. Insgesamt 34 Personen wurden gesponsert, acht von ausländischen Gruppen, 26 von der HOSI Wien. Wobei das Geld ausschließlich durch diesem Zweck gewidmete Privatspenden und durch Benefizveranstaltungen der HOSI Wien aufgebracht wurde.
Viel Prominenz
Eine Novität für ILGA-Tagungen war auch die verstärkte lesbisch/schwule Prominenz: VIRGINIA APUZZO, langjährige Vorsitzende der größten Lesben- und Schwulenorganisation der USA, der National Lesbian and Gay Task Force, bis vor kurzem Beauftragte für Lesben- und Schwulenangelegenheiten des Gouverneurs des Staates New York und zur Zeit in einer AIDS-Organisation aktiv, hielt eine vielumjubelte key-note speech bei der Eröffnungsgala am 17. Juli. „Sie ist US-Lesben- und Schwulengeschichte“, faßte SVEND ROBINSON, ein offen schwuler kanadischer Parlamentsabgeordneter, der das zweite Referat zur Eröffnung hielt, Virginias viele Funktionen und Aktivitäten zusammen.
Absagen mußte leider ein weiterer prominenter Referent: Mikołaj Kozakiewicz [1923–1998], einer der bekanntesten polnischen Sexualwissenschaftler, Vorsitzender der Gesellschaft für Familienplanung, ehemaliger Präsident der Pädagogischen Gesellschaft Polens und Förderer der schwullesbischen Bewegung in Polen. Nach den Juni-Wahlen in Polen wurde er kurz vor der ILGA-Tagung zum Parlamentspräsidenten gewählt und konnte aufgrund anderer Verpflichtungen nicht nach Wien kommen.
Anreisen konnte hingegen im letzten Moment der schwarze südafrikanische Schwulen- und Anti-Apartheid-Aktivist SIMON NKOLI [1957–1998]. Er war erst vor kurzem nach dreijähriger Gefängnishaft wegen Hochverrats entlassen worden, und die südafrikanischen Behörden stellten ihm erst nach massiven ausländischen Interventionen einen Reisepaß aus. Simon berichtete in bewegenden Worten über seine Erfahrungen als offen schwuler Anti-Apartheid-Aktivist in südafrikanischen Gefängnissen [vgl. LN 1/1986, S. 31] und dankte den ILGA-Mitgliedern für ihre Unterstützung und Solidarität.
WHO und AIDS
Ein kleines historisches Ereignis war schließlich die Rede Henning Mikkelsens, eines Mitarbeiters im Regional Programme on AIDS des WHO-Europabüros in Kopenhagen. Es war das erstemal, daß sich ein Vertreter der WHO offiziell und direkt an die internationale Lesben- und Schwulengemeinde wandte. Er hob deren Bedeutung und bisherigen Einsatz im Kampf gegen AIDS hervor und wies auf die von der WHO bzw. ihrem „parlamentarischen“ Gremium, der World Health Assembly, verabschiedeten Resolutionen hin, die sich u. a. gegen die Diskriminierung von Menschen mit HIV/AIDS („Avoidance of discrimination in relation to HIV-infected people and people with AIDS“ vom 13. Mai 1988) und für die Beteiligung von nichtstaatlichen AIDS-Hilfe-Organisationen auf allen Ebenen nationaler und internationaler AIDS-Bekämpfung („Nongovernmental Organizations and the Global AIDS Strategy“ vom 19. Mai 1989) aussprechen. Mikkelsen zeigte zugleich aber auch die Grenzen auf, die der Weltgesundheitsorganisation durch die Tatsache gesetzt sind, daß ihre Mitglieder souveräne Staaten sind: Die WHO könne einzelnen Regierungen keine Vorschriften machen.
Die erwähnten Resolutionen könnten jedoch von nichtstaatlichen Gruppen durchaus als Werkzeug in ihrer innerstaatlichen Arbeit benützt werden. Mikkelsen bedauerte auch die Tatsache, daß die WHO in ihrem „Internationalen Diagnoseschlüssel (ICD)“ Homosexualität immer noch als Geisteskrankheit führt, was ein Hindernis für die Zusammenarbeit mit Schwulen- und Lesbengruppen darstelle. Allerdings liegt der nächsten Weltgesundheitsversammlung bereits ein Antrag auf Entfernung der Diagnose „Homosexualität“ aus der ICD vor, mit dessen Verabschiedung gerechnet werde.
Die Zusammenarbeit zwischen der WHO und nichtstaatlichen AIDS-Hilfe-Organisationen, für die man bereits ein englisches Akronym – ASO für „AIDS Service Organizations“ – gefunden hat, hat dennoch schon begonnen. Anfang März dieses Jahres fand in Wien ein von der WHO finanziertes erstes internationales Treffen von AIDS-Hilfe-Gruppen statt [vgl. LN 2/1989, S. 29], dem im Juni unmittelbar vor der V. Welt-AIDS-Konferenz in Montreal ein weiteres folgte. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Komitee eingesetzt, das die Gründung eines „Internationalen Rates von AIDS-Hilfe-Gruppen“ (ICASO) bis zum nächsten Treffen in San Franzisko [im November 1989] vorbereiten soll. Dieses Vorbereitungskomitee besteht im übrigen aus neun Personen, die jeweils eine WHO-Region vertreten. Europa wird dabei von der Österreichischen AIDS-Hilfe in Person des Autors dieser Zeilen vertreten.
Die ÖAH war ja maßgeblich daran beteiligt, daß diese weltweite Initiative gestartet wurde, denn als die Präsidentin der ÖAH, Brigitte Gredler, im Vorjahr von der WHO berufen wurde, im Regional Programme on AIDS mitzuarbeiten, kannte sie natürlich die Problematik der AIDS-Prävention und -Bekämpfung vor allem auch aus dem Blickwinkel einer nichtstaatlichen AIDS-Hilfe. Und in der ÖAH, einem der erfolgreichsten AIDS-Hilfe-Projekte in Europa, fand die WHO dann auch Unterstützung für die Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Organisationen. Die ÖAH half bei den Vorbereitungen der erwähnten ASO-Tagung im März 1989 in Wien. Ein weiteres – allerdings rein europäisches – ASO-Meeting wird vom 10. bis 14. Oktober 1989 wieder in Wien stattfinden. Dieses Treffen wird zur Gänze von der ÖAH im Auftrag der WHO organisiert.
Brigitte Gredler wurde übrigens – wir haben es in den LN 2/1989 zu berichten vergessen – auf der diesjährigen Generalversammlung der HOSI Wien die Ehrenmitgliedschaft wegen ihrer Verdienste im Kampf gegen die Diskriminierung von Schwulen und Lesben und für deren Emanzipation verliehen.
Politische Arbeit
Aber zurück zur ILGA-Konferenz: In vier Plenar-, 48 Workshop- und zwölf informellen „Causus“-Sitzungen diskutierten die 262 TeilnehmerInnen interne ILGA-Probleme, Diskriminierungen und Erfolge in aller Welt, Aktionen und Aktivitäten sowie Themenbereiche, wie Jugend, Pädophilie, Elternschaft, AIDS, Rechte der Kinder, Religion, Gruppenpartnerschaften („Twinning“), Neofaschismus, Schwule und Lesben gemeinsam, Sichtbarkeit etc. Die Frauen diskutierten in drei Arbeitskreisen lesbenspezifische Fragen.
Eine Rekordzahl von 52 neuen Mitgliedern wurde in Wien in die ILGA aufgenommen, darunter bedeutende US-Gruppen, wie der Human Rights Campaign Fund, die tschechische Gruppe Lambda Praha, die südafrikanische Organization of Lesbian and Gay Activists (OLGA) – und nach Den Haag nun auch die Städte Rotterdam und Nijmegen, wodurch die Zahl der durch die ILGA repräsentierten Personen wieder um mehrere hunderttausend zunahm.
Langzeitplanung und Festigung der ILGA-Strukturen dominierten dieses Jahr über die tagesaktuellen Fragen, was sich allein an der geringen Zahl der verabschiedeten Protestbriefe erkennen läßt. Nur rund zwanzig derartiger Schreiben und Telegramme wurden auf den Weg gebracht, darunter an den Berliner Senat, der aufgefordert wurde, bei der personellen Ausstattung des geplanten Referats für gleichgeschlechtliche Lebensweisen den Forderungen des „Lesbenpolitischen“ und des „Schwulenpolitischen Ratschlags“ zu entsprechen. Kein Protest-, sondern ein Grußtelegramm erhielt der nicaraguanische Präsident Daniel Ortega, da die sandinistische Revolution – wie die gastgebende HOSI Wien – gerade ihren zehnten Geburtstag feierte.
An mexikanische und argentinische Regierungsstellen wurden Protestbriefe gegen die Übergriffe rechtsextremer Gruppen bzw. der Polizei auf Schwule und Lesben gerichtet. Bei verschiedenen spanischen Behörden wurde gegen die Razzien auf Gran Canaria am 17. Mai dieses Jahres protestiert. Die strafrechtlichen Bestimmungen und deren praktische Durchsetzung in manchen australischen Bundesstaaten waren ebenso Anlaß für Protestschreiben wie die Verweigerung politischen Asyls an einen schwulen Kolumbianer in Schweden oder die Untätigkeit der irischen Regierung, nach der Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Oktober 1988 (wegen des Totalverbots homosexueller Handlungen – vgl. LN 1/1989, S. 66) geeignete Schritte zu setzen.
An längerfristigen Projekten wurde weitergearbeitet: Am 4. Juli hat die ILGA beim Europarat in Straßburg den Antrag, ihr NGO-Beobachterstatus einzuräumen, deponiert. Für das Frühjahr 1990 ist eine Studienkonferenz geplant, auf der rund 25 ExpertInnen über Möglichkeiten der Ergänzung der Europäischen Menschenrechtskonvention um „sexuelle Orientierung“ als schützenswerte Kategorie diskutieren sollen. Voraussetzung dafür ist eine erfolgreiche Sammlung von Diskriminierungsfällen in Europa, die das niederländische ILGA-Projekt Iceberg zusammenstellen soll. Mit keinem umfassenden Mandat wurde die ILGA allerdings für Bemühungen innerhalb der EG ausgestattet, denn die dänische Organisation LBL steht den Harmonisierungsbestrebungen innerhalb der EG äußerst skeptisch gegenüber und fürchtet eine Harmonisierung des Emanzipationsniveaus nach unten. Wie man aus anderen Bereichen, etwa dem Umweltschutz weiß, bedeutet die Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner in vielen Fällen eine Verschlechterung für jene, die schon am meisten erreicht haben. Initiativen auf EG-Ebene sind zwar nicht blockiert, z. B. im Europa-Parlament, aber der Bereich der für 1992 angestrebten Harmonisierung ist einstweilen tabu.
Nächstes Jahr soll auch der Antrag der ILGA bei den Vereinten Nationen, als nichtstaatliche Organisation anerkannt zu werden, eingebracht werden. Mit einer Entscheidung darüber wäre dann 1991 zu rechnen. An weiteren Projekten, an denen weitergearbeitet wird, sind die Herausgabe des dritten ILGA Pink Book und das Lobbying bei Amnesty International zu nennen.
Im übrigen wurden LISA POWER (England) und JEAN-CLAUDE LETIST (BRD) [1946–1990] in ihren Funktionen als ILGA-Generalsekretärin und -Generalsekretär bestätigt.
Gedenkfeier in Mauthausen
Teil des umfangreichen Arbeitsprogramms der TagungsteilnehmerInnen war auch eine Gedenkkundgebung im ehemaligen KZ Mauthausen bei jenem Gedenkstein, den die Homosexuellen Initiativen Österreichs 1984 zur Erinnerung an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus an der Lagermauer angebracht haben. Es war eine ergreifende und bewegende Feier, vor allem für jene, die vorher noch nie eine KZ-Gedenkstätte besucht hatten und die Greuel des NS-Regimes höchstens aus Dokumentarfilmen kannten. Es war ein herrlicher Sommertag, ein leichter Wind machte die Hitze erträglich, eine andächtige Stille lag über dem Gelände.
Nach der rund einstündigen Feier mit Ansprachen, Liedern, Kranzniederlegung – und vielen Tränen – hatten die TeilnehmerInnen Gelegenheit, das Museum des ehemaligen KZ und sein Gelände mit der berüchtigten Todesstiege zu besichtigen. Darüber hinaus war es der HOSI Linz gelungen, in einem Teil des Museums die Ausstellung „Homosexualität im Nationalsozialismus“ (die zuvor in Salzburg und Linz gezeigt wurde – vgl. LN 2/1989, S. 21) zu präsentieren.
In Mauthausen wurden mehr als hunderttausend Menschen ermordet, allerdings war Mauthausen kein berüchtigtes Schwulenlager wie etwa Sachsenhausen. Den vorhandenen Dokumenten zufolge wurden in Mauthausen ungefähr 200 Rosa-Winkel-Häftlinge ermordet.
Demo vor der Botschaft Argentiniens
Traditionsgemäß fand während der Tagung auch eine politische Demonstration statt. Diesmal war die argentinische Botschaft das Ziel. In Argentinien gab es noch vor kurzem KZ-ähnliche Haftanstalten, viele Menschen, darunter Schwule und Lesben, fielen dem Terror eines brutalen Regimes zum Opfer. Ein aus den 1950er Jahren datierendes Gesetz sieht die Bestrafung für die Aufforderung zu unzüchtigen Handlungen in der Öffentlichkeit vor. In letzter Zeit wurden Schwule, die an einer Straßenecke lehnten und die Hände in den Hosentaschen hatten, von der Polizei festgenommen. Am Ohrläppchen zupfen gilt als Einladung zur Prostitution.
Da die Botschaft in einer kleinen Seitengasse in der Nähe des Stephansplatzes liegt, wichen die DemonstrantInnen einfach auf Wiens zentralsten Platz aus und sorgten zum zweitenmal innerhalb eines Monats für ein schwul/lesbisches Spektakel, wie es die Stadt vorher kaum erlebt hat (am 30. Juni fand dort – wie in den LN 3/1989, S. 6 ff, berichtet – aus Anlaß der Warmen Woche die aufsehenerregende schwullesbische Hochzeit statt). Die AktivistInnen aus aller Welt bildeten einen riesigen Kreis um den Platz und skandierten Parolen. Da die Demo für diesen Ort nicht angemeldet war und die abziehenden DemonstrantInnen die Rotenturmstraße benutzten, drohte die Polizei mit Strafe, beließ es aber bei der Drohung.
Nachträgliche Anmerkungen:
Im LN-Heft 4/1989 finden sich vier weitere Beiträge über die Tagung von WALTRAUD RIEGLER, DIETER SCHMUTZER und SABINE M. SOBOTKA, und zwar über die Lesbenaktivitäten, das vielfältige Rahmenprogramm und – ja, auch das – den Konferenztratsch.
Im übrigen hatte ich schon damals die Idee, ein solch denkwürdiges Ereignis durch eine Sonderbriefmarke der österreichischen Post würdigen zu lassen. Wegen der langen Vorlaufzeit des jährlichen Ausgabeprogramms richtete die HOSI Wien bereits im Oktober 1987 einen entsprechenden Vorschlag an die Generalpostdirektion. Diese schien nicht gerade begeistert und wimmelte uns mit dem Hinweis ab, das Ausgabeprogramm für 1989 sei schon überkomplett. Wir beschwerten uns beim zuständigen Minister, Rudolf Streicher (SPÖ). Dieser spielte den Ball wieder zurück, und so wurden HOSI-Wien-Obmann REINHARDT BRANDSTÄTTER und ich am 11. November 1987 von Generaldirektor Josef Sindelka zu einem Gespräch empfangen. Aber es half nichts: Eine Briefmarke zum ILGA-Weltkongress war nicht möglich (vgl. LN 1/1988, S. 9 f). 21 Jahre später sollte es dann klappen: Aus Anlass der 15. Regenbogenparade in Wien gab die österreichische Post 2010 eine Sonderbriefmarke heraus (vgl. LN 2/2010, S. 8 f) – es sollte die erste zu einem explizit schwul/lesbischen Anlass weltweit sein.