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  2. Kurts Kommentar LN 4/2001

Kriegsgewinnler

Erschienen am 19. Oktober 2001

Wer meinte, Laun hätte mit seiner Aussage, Schwule haben eine durchschnittlich 20 bis 30 Jahre geringere Lebenserwartung, bereits das Nonplusultra der Lächerlichkeit erreicht, der hat nicht mit dem Salzburger Erzbischof Georg Eder gerechnet. Am 27. September berichteten die Salzburger Nachrichten über dessen Aussagen im Rahmen einer Trauerfeier nach den Terroranschlägen von New York und Washington: „Am Tag des großen Mordens, da die Türme einstürzen“, müsse man in der Betrachtung tiefer gehen, „um die Erst-Ursachen dieser Weltkatastrophe zu finden“. Und die wären nämlich laut Eder: „Es ist der Abfall von Gott oder der Aufstand gegen Gott.“ Der Mensch habe sich an die Stelle Gottes gesetzt. „Wir schaffen nun den Menschen, wir konstruieren ihn, wir vernichten die mißratenen Stücke, und wir schaffen ihn ab, wann wir wollen, denn er ist unsere Kreatur.“ Angefangen habe alles mit der künstlichen Geburtenregelung, der nächste Schritt sei die Abtreibung gewesen, und es folgte „die politisch gesteuerte Bewegung der unfruchtbaren Homo-Ehe“. Beides seien Ziele der seit 1966 agierenden International Planned Parenthood Federation mit dem Ziel der Reduzierung der Weltbevölkerung. „Der dritte und letzte Punkt ist konsequenterweise die Euthanasie.“

Ungeheuerlich, das alles nur der IPPF zuzuschreiben! Was ist mit uns? Immerhin unterminiert auch die HOSI Wien schon seit über zehn Jahren Geburtenrate und Zuwachs der Weltbevölkerung mit ihrer Forderung nach der unfruchtbaren Homo-Ehe. Und schließlich haben die LAMBDA-Nachrichten vor einigen Jahren mit dem Slogan geworben: Wir schreiben nicht nur über den Untergang des Abendlandes, wir sind schuld daran! Dieses Bekenntnis wurde offenbar nicht ernst genommen, weder vom FBI und CIA noch vom Vatikan. Wenn Eder aber jetzt unseren Anteil am Zeitenende immer noch nicht anerkennen will, werden wir uns eine derartige Ehrabschneiderei sicherlich nicht länger gefallen lassen! Ohne die Verdienste der IPPF schmälern zu wollen, muß es ein für allemal gesagt werden: Die HOSI Wien hat an der „Weltkatastrophe“ von New York, an der Heuschreckenplage und Hungersnot in Äthiopien, den Erdbeben in Japan, den Wirbelstürmen in Mittelamerika und den Taifunen in Bangladesch mindestens genauso schuld wie die IPPF – an der AIDS-Epidemie sowieso. Eder soll gefälligst auch unsere Verdienste auf diesem Gebiet würdigen!

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Kein Zweifel: Die österreichische Bischofskonferenz ist zu einer Fundi-Sekte verkommen, die keine/r mehr ernst nimmt, weder inner- noch außerhalb der Kirche. Die paar Bischöfe, die ständig in den Medien vorkommen, schieben eine jenseitige Meldung nach der anderen, disqualifizieren sich selber und lösen nur lautes Losprusten in den Redaktionsstuben aus. Und als harmlose Draufgabe widmet auch noch Kräuterpfarrer Weidinger seine Kronenzeitungs-Kolumne „Hing’schaut und g’sund g’lebt“ dem Thema Homosexualität (31. 7.). Allerdings ist auch ihm, der alle möglichen Latwergen gegen so gut wie sämtliche Leiden weiß, kein Kraut gegen die lebensverkürzende Homosexualität gewachsen, ätzte auch Günter Traxler in seinem „Blattsalat“ im Standard am 3. 8. Nein, wirklich: Mit Gegnern wie Laun, Eder und Krenn und über so bescheuerte und hirnverbrannte Aussagen macht einem die politische Auseinandersetzung einfach keinen Spaß mehr. Das ist doch keine sportliche Herausforderung – in keinerlei Hinsicht. Sie können einem nur mehr leid tun.

Eunuchenschicksal

Apropos Krenn. Der löste schallendes Gelächter mit seiner Ansage nach den Terroranschlägen aus, der Islam müsse stärker beobachtet werden, weil er die Menschenrechte nicht achte und daher gefährlich sei. Wirklich selten so gelacht. Weil die römisch-katholische Kirche die Menschenrechte ja so achtet! Welche Menschenrechtskonventionen hat eigentlich der Vatikan unterzeichnet, der ja ständig bei UNO- und anderen Konferenzen als souveräner Staat auftritt und wie eine Großmacht mitreden will?

Krenn erleidet hier eine Art Eunuchenschicksal. Ihn muß ja wahrlich der pure Neid fressen, wenn er die Berichte darüber hört bzw. auch im TV sieht, wie Taliban-Männer im Namen des Islams im Fußballstadion von Kabul vor dem primitiven und johlenden Mob auf den Zuschauertribünen vermeintliche Ehebrecherinnen kurzerhand erschießen oder Homosexuelle einfach steinigen können (letzteres wurde auch vom österreichischen Botschafter in Pakistan in einem Interview in der Kronenzeitung am 7. 10. bestätigt). Es muß bitter sein für Krenn, über kein derartiges Instrumentarium zur Durchsetzung seines Glaubens zu verfügen. Ich schlage vor: Konvertieren!

Schwulismus

Nicht nur Eder nimmt die Terroranschläge zum Anlaß zur Abrechnung mit dem Bösen. Auch Robert Prantner, ebenfalls von der katholischen Fraktion, und der FPÖ nahestehend, tut es in deren vom Umvolkungsexperten Andreas Mölzer herausgegebenen Ideologie-Blatt Zur Zeit, wo er schreibt: US-Amerikaner haben uns in den zurückliegenden 50 Jahren viele Verirrungen ins Haus getragen (…): den rabiaten Feminismus, den legalisierten Massenmord am ungeborenen Leben, den „Schwulismus“ und die Akzeptanz dieser Unsäglichkeit durch den immer breiter werdenden liberalen Flügel der römisch-katholischen und evangelisch-lutherischen Kirchen. Angesichts dieser Verirrungen dürfen sich die Amis eigentlich gar nicht wundern, daß ihnen das World Trade Center in Schutt und Asche gelegt wurde. Allerdings erwähnt Prantner die International Planned Parenthood Federation mit keinem Wort. Und auch nicht die HOSI Wien – dabei ist es doch offensichtlich, daß wir den Schwulismus aus den USA importiert haben! Da ist Der 13. weitaus besser informiert, der sowohl in seiner Juli- als auch September-Ausgabe der HOSI Wien jene Ehre zuteil werden ließ, die uns in der Tat gebührt!

Aber nicht nur Obskuranten der Sorte Eder und Prantner haben Hochkonjunktur nach den Terroranschlägen, Kriegsgewinnler bzw. Leichenfledderer finden sich natürlich auch in bestimmten politischen Parteien, wie GUDRUN HAUER in ihrem Leidartikel in diesem Heft schreibt, und Profiteure gibt es klarerweise auch unter den Medien. NEWS lief nicht nur wieder zu seiner Superlativ-Hochform auf, ja übertraf sie noch, sondern spekulierte, was das Zeug hielt. Die NEWS-Grafik lieferte uns nicht nur eine genaue Skizze des Bunkers Osama bin Ladens in den afghanischen Bergen, sondern fertigte auch eine Fotomontage an, um zu zeigen, wie der mutmaßliche Drahtzieher des Terrors sein Aussehen mittlerweile verändert und sich in einen smarten Geschäftsmann mit „zugegeben orientalischer Note“ verwandelt haben könnte (siehe Bild).

Bloß: Hier sind die LAMBDA-Nachrichten dem NEWS eine Nasenlänge voraus. Exklusiv wissen wir nämlich, daß sich Osama bin Laden nicht als smarter Geschäftsmann mit orientalischer Note verkleiden wird, um seinen amerikanischen Schergen zu entkommen, sondern als Frau. Die Fotomontage der LN-Grafik zeigt: Mit ein paar „kosmetischen“ Tricks wird bin Laden zur attraktiven Frau mit zugegeben leicht transiger Note.

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So könnte Osama bin Laden jetzt aussehen. (Fotomontage NEWS)

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So könnte Osama bin Laden jetzt aussehen. (Fotomontage LAMBDA-Nachrichten)

Kurts Kommentar LN 4/2001