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Republik Moldau: Vierter CSD abgehalten

Veröffentlicht am 13. Juli 2005
Im Mai 2005 nahm ich an der vierten Ausgabe des Regenbogenfestivals in der moldauischen Hauptstadt Chișinău teil. Das Festivalprogramm konnte ungestört durchgeführt werden, Veranstaltungen im Freien waren allerdings behördlich untersagt. Ich berichtete darüber in den LN 4/2005.

Obwohl bzw. da die Polizei alle öffentlichen Veranstaltungen im Freien (inklusive Demo) untersagt hatte, trafen sich TeilnehmerInnen beim Denkmal für die Opfer des Faschismus, um Blumen niederzulegen (ich stehe ganz rechts im Bild).

Morbider Charme in Kischinau

Das bereits im vierten Jahr in Folge abgehaltene Pride-Festival „Regenbogen über dem Dnjestr“ in der moldawischen Hauptstadt Chișinău verlief vom 20. bis 22. Mai 2005 im Vergleich zu Warschau (siehe S. 26) weitaus erfreulicher – wobei man eigentlich nicht mehr die russische Bezeichnung für den Fluss verwenden sollte, sondern die ukrainische (Dnister) bzw. rumänische (Nistru).

Zwar wurde die geplante Demonstration für die Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen vor dem Parlamentsgebäude ebenfalls von den Behörden nicht genehmigt, und auch die Kranzniederlegung für die Opfer von Verfolgung an einem Denkmal in der Stadt wurde von der Polizei untersagt – aber die umtriebigen AktivistInnen der moldawischen LSBT-Organisation GenderDoc-M tricksten die Polizei einfach aus, und so steuerte die Abordnung samt Blumen kurzerhand ein anderes geeignetes Denkmal an – ohne die Polizei darüber zu informieren.

Ansonsten ging das Programm des mehrtägigen Festivals wie geplant und ohne Zwischenfälle über die Bühne: ein Seminar, Filme, jeden Abend Party, inklusive Übertragung des Eurovision Song Contest aus Kiew, die zu einem großen Tamtam geriet, belegte doch Moldawien bei seiner ersten Teilnahme gleich Platz 6.

Das eintägige Seminar stand unter dem Titel „Erfahrungen und Schwierigkeiten im Eintreten („Advocating“) für LSBT-Rechte“, wobei der Autor dieser Zeilen ein Referat über die diesbezüglichen Erfahrungen in Österreich hielt.

Die ausländischen Gäste hatten auch die Möglichkeit, die wirklich beeindruckende Arbeit von GenderDoc-M näher kennenzulernen. Das engagierte Team rund um Obmann ALEXEI MARCICOV (Алексей Марчков) und Geschäftsführer MAXIM ANMEGHICHEAN hat dank finanzieller Unterstützung aus den Niederlanden, Schweden und Großbritannien eine imposante Infrastruktur geschaffen: Man hat ein einstöckiges Haus im Zentrum Kischinaus gekauft, es renoviert und darin Arbeitsplätze für zehn bezahlte MitarbeiterInnen geschaffen. Nicht nur die BesucherInnen aus dem Westen sind von dem Geleisteten und Erreichten angetan gewesen, auch die Gäste aus Belarus, der Ukraine oder Bosnien blickten neidvoll auf die Errungenschaften dieser kleinen Organisation, die als Vorbild für die gesamte ehemalige Sowjetunion gelten kann. Und ILGA-Europa hat Maxim abgeworben, der am 1. September eine Stelle in ihrem Brüsseler Büro antreten wird.