Beitrag im EuroPride-Magazin für Zürich 2009
40 Jahre Pride
English version below – Version française ci-dessous – hier auch als PDF im Original-Layout
Im Juni 1969 ereignete sich in einer New Yorker Bar ein eigentlich „unbedeutender“ Zwischenfall, der jedoch für damalige Verhältnisse so unerwartet dramatisch verlaufen sollte, dass er seither als Geburtsstunde der modernen Lesben- und Schwulenbewegung gilt – denn zum ersten Mal in der Geschichte setzten sich Lesben, Schwule und Transsexuelle spontan und massiv gegen Polizeiwillkür zur Wehr.
In der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 führte die New Yorker Polizei eine ihrer üblichen Razzien durch. Sie behauptete, im „Stonewall Inn“, einem von Schwulen. Lesben und Transsexuellen frequentierten Lokal im Greenwich Village, würde ohne Lizenz Alkohol ausgeschenkt. Die Angestellten wurden festgenommen, die Gäste aus dem Lokal getrieben und der Klub geschlossen. Doch anders als bei früheren ähnlichen Polizeiaktionen zerstreuten sich die Gäste diesmal nicht, sondern blieben vor dem Lokal auf der Straße stehen, um zu sehen, was weiter passieren würde. Als einige Leute in einem Arrestantenwagen weggebracht wurden, eskalierte die Lage.
Die vor Ort verbliebenen Polizisten wurden von der Menge mit Münzen und Flaschen beworfen, woraufhin sie sich im Lokal verbarrikadierten. Die Menge versuchte, die Bar zu stürmen, wurde aber durch die herbeigerufene Polizeiverstärkung daran gehindert. Bevor die Polizisten aus dem Stonewall Inn abzogen, zerschlugen und verwüsteten sie die Einrichtung und setzten das Lokal unter Wasser. Als der letzte Polizist abgezogen war, wurde noch in der Nacht ein Schild angebracht, das die Wiedereröffnung der Bar für denselben Abend ankündigte, was auch geschah.
Die gewalttätige Auseinandersetzung hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Viele Schaulustige kamen schon tagsüber ins Viertel. Abends versammelten sich immer mehr Leute vor dem Stonewall Inn. Demonstrativ und provokant machten sich Schwule, Lesben und Transsexuelle sichtbar, hielten Händchen, küssten sich, riefen Parolen und stellten selbstbewusst eine Befreitheit zur Schau, wie man sie vorher wohl nur selten, wenn überhaupt je gesehen hatte. Die Polizei wollte die Menge zerstreuen, doch die Leute liefen nur um die Blocks und kamen immer wieder zurück: Lesben, Schwule und Transsexuelle hatten sich das Viertel erobert.
So dramatisch sich die Ereignisse entwickelten – es wäre dennoch wohl übertrieben, ,,Stonewall“ als einzigen Auslöser oder Geburtshelfer der modernen Lesben- und Schwulenbewegung anzusehen. Dies wäre auch ungerecht gegenüber jenen Homosexuellenvereinigungen, die in etlichen europäischen Ländern, nicht zuletzt in der Schweiz, aber auch in den USA bereits zuvor bestanden hatten. Die neue Qualität von „Stonewall“ lag allerdings darin, dass sich Homo- und Transsexuelle gegen staatliche Unterdrückung aktiv zur Wehr setzten und dadurch für die breite Bevölkerung sichtbar wurden. Vermutlich hätte sich eine Lesben- und Schwulenbewegung, wie wir sie heute kennen, auch ohne „Stonewall“ entwickelt – immerhin war gerade das denkwürdige Jahr 1968 mit seiner allgemeinen Rebellion gegen den gesellschaftlichen Mief der 1950er und 1960er Jahre zu Ende gegangen. Oder ein anderes Ereignis hätte diese Katalysatorfunktion übernommen, wie ja die Bewegung in vielen Ländern ihr eigenes einschneidendes Ereignis kennt, das für sie zum nationalen „Stonewall“ wurde.
Doch so war es eben der „Aufstand“ in der Stonewall-Bar, der zum historischen Bezugspunkt geworden ist: Ihr Name wurde ebenso zum Synonym für den Kampf von Lesben, Schwulen und Transsexuellen für ihre Befreiung und Emanzipation wie die Adresse der Bar, die Christopher Street.
Stichwort Sichtbarkeit
Die Opferrolle abzulegen und sich gegen Unterdrückung aktiv zu wehren sowie sich sichtbar zu machen sind denn auch die beiden Schlüsselbotschaften „Stonewalls“. Und gerade der Aspekt der Sichtbarkeit hat seit den ersten CSD-Demonstrationen der 1970er Jahre bis heute nichts an Bedeutung und Aktualität eingebüßt. Auch nicht in Europa, wo die LSBT-Bewegung in den letzten 40 Jahren sehr viel und dadurch gerade im globalen Vergleich eine sehr privilegierte Lage erreicht hat. Denn wiewohl ganz Europa (und zwar alle 49 Staaten!) seit einigen Jahren völlig frei von strafrechtlicher Diskriminierung ist, viele Länder durch entsprechende Antidiskriminierungsbestimmungen Lesben, Schwule und Transgender-Personen aktiv vor Benachteiligungen schützen und 18 europäische Staaten gleichgeschlechtliche Partnerschaften rechtlich anerkennen, darunter vier sogar durch Öffnung der Zivilehe, zeigt auch Europa bei der gesellschaftlichen Akzeptanz ein sehr unterschiedliches Bild. Und gerade da stellen die CSD- bzw. Gay-Pride-Paraden nach wie vor den berühmten Lackmustest für die demokratische Reife einer Gesellschaft dar. In den letzten Jahren wurde dies besonders in vielen der neuen Demokratien Ost- und Südosteuropas deutlich: Dem rechtlichen Fortschritt, in vielen Fällen durch Europarat und EU „aufgezwungen“, hinkt das menschenrechtliche Bewusstsein in der Politik und Öffentlichkeit oft hinterdrein. Wiewohl die Durchführung von Pride-Paraden unter das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit fällt, meinen viele Menschen in diesen Ländern, es könne im Falle von CSD-Veranstaltungen unter Berufung auf das gesunde Volksempfinden einer Mehrheit der Bevölkerung außer Kraft gesetzt werden. Ein grobes Missverständnis in Hinblick darauf, was Menschenrechte eigentlich bedeuten.
Errungenschaften verteidigen
Dass solche Initiativen sogar in Ländern mit viel längerer demokratischer Tradition, wie etwa der Schweiz, Fuß fassen können, wo eine reaktionäre Familienlobby jetzt mittels Petition den EuroPride 09 in Zürich verhindern will, sollte durchaus als Warnung ernst genommen werden. Die Bewegung kann solchen homophoben Initiativen dankbar sein, denn sie zeigen, dass einmal erreichte Errungenschaften nicht automatisch auf Dauer garantiert sind, sondern mitunter immer wieder verteidigt werden müssen. Das ist nicht nur eine Lehre für Lesben, Schwule und Transgender-Personen, die oft genug der Ansicht sind, man habe alles erreicht, man müsse nicht mehr kämpfen, und sich zufrieden zurücklehnen, sondern auch für die an und für sich positiv eingestellten Medien und die Öffentlichkeit, die ebenfalls meinen, die Sache sei doch erledigt und alles doch ohnehin bestens.
Während man die Schweizer Initiative gegen den EuroPride 09 noch belächeln und als unbedeutend abtun könnte, sieht das in anderen Teilen Europas allerdings ganz anders aus. In etlichen Ländern war es ein harter Kampf, die Abhaltung von Paraden durchzusetzen, etwa in Polen, Lettland, Kroatien oder Rumänien – und dies gelang hauptsächlich durch Druck seitens der EU und des Europarats. In anderen Ländern ignorieren sowohl die Regierungen als auch die Politik jedoch weiterhin die Verpflichtungen, die ihnen aus der Europäischen Menschenrechtskonvention erwachsen. Und teilweise unterstützen die Behörden – offen oder verdeckt – nichtstaatliche Akteure, die geplante Paraden verhindern oder aktiv und gewalttätig stören, etwa in Russland oder Moldawien. Und so entstehen immer wieder neue kleine „Stonewalls“, die die Bewegung auf lange Sicht stärken, manchmal aber leider auch nachhaltig traumatisieren können. Von den gewalttätigen Übergriffen auf die erste Parade in Belgrad 2001 hat sich die serbische Bewegung bis heute noch nicht erholt. Und die schmerzliche Erfahrung, wie schnell eine etabliert geglaubte Errungenschaft kippen kann, mussten die ParadenteilnehmerInnen im Vorjahr in Budapest machen. Seit 1997 findet in der ungarischen Hauptstadt alljährlich eine CSD-Parade statt – zehnmal völlig friedlich. 2007 gab es dann erstmals vereinzelte gewalttätige Attacken, doch 2008 musste ein Großaufgebot der Polizei die Parade vor dem aggressiven und gewaltbereiten Mob schützen und so ein Blutbad verhindern. Hier ist übrigens wieder verstärkt internationale Solidarität gefragt und angesagt!
Nicht politisch genug?
Die KritikerInnen der Parade – gerade in den eigenen Reihen – sollten daher diese wichtige Funktion der Parade bedenken: Sichtbarkeit zu schaffen. Dass diese so eminent wichtig ist, zeigt sich ja daran, dass sie unseren homophoben GegnerInnen ein so großer Dorn im Auge ist, dass sie uns am liebsten wieder in den Schrank zurückdrängen möchten – mitunter eben auch mit Gewalt. Daher werden ohne jeden Zweifel die CSD-Paraden in den nächsten vier Jahrzehnten ihre Existenzberechtigung beibehalten. Wir sollten in dem Zusammenhang den Begriff der „politischen“ Demo nicht zu eng sehen. Selbst wenn eine Parade ein fröhlicher, ja karnevalesker Umzug ohne konkrete politische Botschaften ist und die TeilnehmerInnen wie ZuschauerInnen vor allem viel Spaß haben, so ist und bleibt sie in erster Linie eine imposante Manifestation für unsere Anerkennung und unsere Rechte. Und überhaupt: Tausende Menschen, die offen lesbisch und schwul auf die Straße gehen, zehntausende Menschen, die sich mit unseren Anliegen solidarisieren – das ist nicht nur sehr beeindruckend, sondern das ist im Wortsinn höchst politisch. Was könnte es Politischeres geben als diese massive Sichtbarkeit?
Und einen Aspekt sollte man ebenfalls nicht vergessen: Früher haben wir uns immer beklagt, keine Vorbilder zu haben. Die Paraden bieten für jede neue Generation solche Vorbilder. Sie können zum persönlichen Coming-out motivieren oder zu politischem Engagement. Das ist eine Erfahrung, die nicht nur viele AktivistInnen in den letzten 40 Jahren gemacht haben, sondern wohl auch in den nächsten 40 Jahren machen werden. Ich erinnere mich noch genau, wie ich selbst als 19-Jähriger 1978, als es in Österreich weder einen Homosexuellenverein, geschweige denn eine Bewegung gab, in Kopenhagen zufällig auf die CSD-Parade stieß und aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Das hat mich damals so stark motiviert, dass ich mich 1979 sofort bei der Gründung des ersten österreichischen Lesben- und Schwulenverbands, der HOSI Wien, engagierte. Und ich denke, so geht es vielen jungen Lesben und Schwulen aus Ländern ohne eigene Parade heute noch, wenn sie im Ausland auf eine der immer häufigeren CSD-Paraden stoßen.
40 Jahre Pride bedeuten 40 Jahre politisches Engagement der LSBT-Bewegung, auf deren Erfolge wir stolz sein können. Noch können wir uns aber nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen, denn viele Ziele müssen noch erreicht werden, und das Erreichte muss gegen Rückschläge verteidigt werden.
English version
40 YEARS OF PRIDE
In June 1969 in a New York pub an incident took place that seemed insignificant at first, but would take a course so unanticipated and dramatic, that it would thereafter be thought of as the foundation of the modern LGBT movement. For the first time in history, lesbians, gay and transsexuals spontaneously and massively fought back against the arbitrary practices of the police.
On the night between 27 and 28 June 1969, the New York police carried out one of their usual raids. They claimed that at the „Stonewall lnn“, a pub in Greenwich Village frequented by gays, lesbians and transsexuals, alcohol was being sold without a license. The employees were arrested, guests driven away and the „Stonewall Inn“ was closed. However, unlike with earlier raids, the guests did not disperse but instead stayed on the street in front of the pub to see what was going to happen. When some of them were being taken away in a police vehicle, the situation escalated.
The crowd started to attack the police officers that had stayed behind with coins and bottles, whereupon policemen were forced to seek cover in the pub. The crowd would have stormed the pub, had it now been for an additional police squad that arrived the same moment. Before the police finally left the „Stonewall Inn“ they smashed and demolished the interior and flooded the pub. After the last officer was gone, a sign was attached to the outside of the pub, announcing that it was being re-opened that very same night – which is what happened.
The news of the fighting spread like wildfire. The following day a curious crowd gathered in the neighbourhood of the „Stonewall Inn“ and in the evening it grew bigger and bigger. Gays, lesbians and transsexuals were making themselves visible by holding hands, kissing one another and shouting slogans, displaying a self-confident freedom scarcely, if ever, seen before. The police tried to disperse the crowd but the people simply walked around the block and came back. Gays, lesbians and transsexuals had conquered the neighbourhood.
As dramatic as these events might seem, it would be an exaggeration to consider what is today known as „Stonewall“ to be the sole catalyst of the modern LGBT rights movement. This would also be unfair to all the associations of homosexuals in different countries all around Europe (not least in Switzerland) as well as in the USA, which existed long before „Stonewall“. What made „Stonewall“ different, however, was that homosexuals and transsexuals defended themselves against the oppression by the state and by doing so became visible to the public. The gay, transsexual and lesbian movement probably would have established itself without „Stonewall“ – after all, the memorable year of 1968 with its general rebellion against the social repression of the 1950s and 1960s was just over. Perhaps another event would have served as a catalyst, as the LGBT movement in many countries has their own significant incident that became a sort of „national Stonewall“.
However, it was the „uprising“ in the „Stonewall Inn“ that became the historical reference point: the name „Stonewall“ and the pub’s address, „Christopher Street“ equally became synonyms for the fight for the liberation and emancipation of lesbians, gays and transsexuals.
Focus on visibility
The key messages of „Stonewall“ were that we were no longer prepared to serve as victims, that we were willing to fight against oppression and that we wanted to be visible. lt is the aspect of visibility that has lost nothing of its significance and actuality since the first CSD demonstrations in the 1970s. This still applies even in Europe, where the LGBT movement has achieved a lot in the course of the last 40 years and therefore has reached a very privileged status. Because even though Europe (all the 49 states) has been free of penal discrimination for a few years now and while many European countries actively protect transsexuals, gays and lesbians and 18 European countries recognise same-sex union by law – four even by allowing civil marriage – when it comes to social acceptance Europe has many different faces. CSD and Gay Pride parades to this day remain the famous litmus test for the democratic maturity of a society.
In recent years this has become apparent especially in the many new democracies of Eastern and South-Eastern Europe: the law progressed – in many cases „forced upon“ the countries by the Council of Europa and the European Union – whilst the general public and their understanding of human rights stays the same. Although holding a pride parade falls under the basic right of assembly, many people in these countries believe that in the case of CSD events, under reference to the popular opinion of a majority, the right can be suspended. Clearly they misunderstand the meaning of human rights.
Defending our achievements
lt should be a warning that even in countries with a long democratic tradition, initiatives such as the aforementioned can gain ground – as happened in Switzerland where a religious right wing group tried to avert EuroPride Zurich by means of a petition. We should be grateful for such homophobic initiatives because they show there is no guarantee for our achievements to last but that we will have to defend them again and again. This should not only teach the LGBT community a lesson – which seems to be under the impression that they have achieved just about everything so there is no fighting ground left. lt is also the media (generally on our side) and the public who are under the impression that the case of LGBT rights is closed.
Sure, the Swiss petition against EuroPride has a slightly ridiculous feel to it, but in other parts of Europe threats like that are a serious matter. In a number of countries the LGBT community had to fight a long and hard battle to be given permission to hold pride parades: Poland, Latvia, Croatia or Romania. And in many cases it was pressure imposed by the European Union or the Council of Europe that made things change. In other countries, however, government and politicians keep ignoring obligations arising from the European Convention on Human Rights. In some cases the authorities have even been known to support – openly or secretly – those who tough up parades or prevent them from being held altogether, as has happened in Russia and Moldova. That way new small „Stonewalls“ reappear, strengthening the movement in the long run but sometimes bearing the risk of frustrating those who want to stand up for their rights. The Serbian LGBT rights movement still has not recovered from the violent attacks on the first parade held in Belgrade in 2001. And last year the participants of the parade in Budapest had to endure the painful experience of how quickly seemingly established achievements can be annihilated. Since 1997 Budapest has held a yearly pride parade, ten years of which have gone by completely peacefully. Sporadic violent attacks were experienced in 2007 for the first time. In 2008, however, a large contingent of police had to protect the parade from the aggressive and brutal mob, in order to avoid a bloodbath. Cases like these show the need for increased international solidarity.
Not political enough?
Therefore, the critics of the parade – especially the ones within the LGBT community – should keep in mind the most important purpose of this event: to create visibility. How important this aspect is, is clearly illustrated by the homophobic opponents of the parades who try everything to force us back into the closet – and away from the public eye. Some of them will even use force. Therefore, the pride parades will undoubtedly hold their right to existence for the next four decades. In this context we should frown at the term „political demonstration“. Although the parade is a cheerful, almost carnival-like procession without any clear political message and the participants and viewers mainly enjoy themselves and have fun, at its core it remains an impressive manifestation of our acknowledgement and our rights. And anyway: thousands of openly gay people marching in the streets, ten thousands of people who show their solidarity with our demands – not only is all this very impressive, it is also highly political! What could be more political than massive visibility?
There is another aspect we should not forget about: we used to complain all the time that we do not have any role models to look up to. The parade offers such role models for younger generations. They can inspire people to come out or to get involved in politics. This is an experience many activists have made in the last 40 years and others will make in the future. I can remember clearly, how in 1978 when I was 19, and in Austria there was neither an association of homosexuals nor a LGBT movement, I accidentally came across a CSD parade in Copenhagen. I was amazed! This experience motivated me so strongly that in 1979 I immediately joined the founding of Austria’s first LGBT association, HOSI Vienna. And I think many young lesbians, gays and transsexuals from countries with no parades still have similar experiences today when they see CSD parades in foreign countries.
40 years of Pride means 40 years of a politically involved LGBT movement. And of achievements to be proud of. However, there is no time to rest on our laurels. Many goals still have to be reached and those we have reached already have to be defended.
40 ANS DE PRIDE
En juin 1969, un incident apparemment anodin dans un bar new yorkais a eu des conséquences si inattendues pour l’époque qu’il est aujourd’hui considéré comme marquant la naissance du mouvement homosexuel moderne: pour la première fois dans l’histoire, des lesbiennes, des gays et des transsexuels s’étaient rebellés massivement et spontanément contre l’oppression policière.
Dans la nuit du 27 au 28 juin 1969, la police organisa l’une de ses razzias habituelles au «Stonewall Inn», un établissement de Greenwich Village fréquenté par des gays, des lesbiennes et des transsexuels qui, selon les autorités, vendait de l’alcool sans licence. Les employés furent arrêtés, les clients jetés hors du pub et celui-ci fut fermé. Mais contrairement à d’habitude, les clients ne se dispersèrent pas. Ils restèrent devant le local et observèrent la suite des opérations. La tension monta d’un cran lorsque quelques personnes furent emmenées dans un fourgon de police: des pièces et des bouteilles furent jetées sur les forces de l’ordre, qui se retranchèrent alors dans le bar. Celui-ci faillit être pris d’assaut par la foule en colère, mais les renforts de police dépêchés sur place réussirent à la contenir. Avant de quitter le local, les policiers le mirent à sac et l’inondèrent. Toutefois, peu après le départ du dernier agent, la réouverture de l’établissement fut annoncée pour le soir même. Et elle eut effectivement lieu!
La rumeur d’échauffourées se répandit comme une trainée de poudre. Des curieux visitaient le quartier durant la journée tandis qu’un nombre croissant de personnes se rassemblait devant le Stonewall Inn le soir venu. Démonstratifs et provocateurs, les gays, les lesbiennes et les transsexuels ne se cachaient plus: ils se tenaient par la main, s’embrassaient, scandaient des slogans et se montraient plus libérés que jamais. La police voulut les disperser, mais ils firent simplement le tour du pâté de maisons et revinrent au même endroit. Les homosexuels et les transsexuels avaient conquis le quartier.
Malgré l’ampleur de ces événements, il serait exagéré de considérer Stonewall comme le seul élément fondateur du mouvement homosexuel moderne. Ce serait également injuste envers les associations homosexuelles qui existaient déjà dans quelques pays d’Europe, dont la Suisse, et aux Etats-Unis. Stonewall a cependant poussé les gays, les lesbiennes et les transsexuels à s’unir pour lutter activement contre l’oppression étatique et, ce faisant, à devenir une minorité visible pour le reste de la population.
II est probable que le mouvement homosexuel tel que nous le connaissons aujourd’hui se serait également développé sans Stonewall et qu’un autre événement aurait joué le rôle de catalyseur, comme c’est le cas dans de nombreux pays qui ont eux aussi connu leur Stonewall. Après tout, la révolution de 1968 contre le conservatisme social des années 1950 et 1960 ne venait-elle pas de se produire? Mais c’est ce «soulèvement» observé à New York en juin 1969 qui constitue la référence historique: le nom et l’adresse du bar, Christopher Street, symbolisent le combat des lesbiennes, des gays et des transsexuels pour leur liberté et leur émancipation.
Devenir une minorité visible
Ne plus endosser le rôle de victime, lutter activement contre l’oppression et acquérir une certaine visibilité sont les principaux messages de Stonewall. Et cette visibilité revendiquée depuis les premières manifestations du Christopher Street Day (CSD) dans les années 1970 reste aujourd’hui encore un thème d’actualité, notamment en Europe, ou le mouvement lesbien, gay, bisexuel et transgenre (LGBT) a obtenu de nombreux résultats et acquis ainsi une position privilégiée ces 40 dernières années, en comparaison internationale. Pourtant, même si les 49 pays du continent européen sont exempts de toute discrimination pénale depuis quelques années, même si nombreux sont ceux qui ont adopté des législations garantissant l’égalité de traitement des homosexuels et des personnes transgenres, même si 18 pays européens permettent juridiquement aux couples de même sexe de se pacser et si quatre leur accordent même le droit à une mariage civile, l’Europe reste encore très divisée en termes d’acceptation sociale. Les défilés du CSD et autres marches des fiertés LGBT permettent donc de tester la maturité démocratique d’une société.
Ces dernières années, ces tests ont été particulièrement importants dans la plupart des nouvelles démocraties en Europe de l’Est et du Sud-Est: les hommes politiques et l’opinion publique de ces pays marquent souvent le pas en matière de Droits de l’Homme par rapport aux progrès juridiques réalisés, qui sont souvent imposés par le Conseil de l’Europe et par l’Union européenne (UE). Bien que l’organisation de marches des fiertés relève du droit fondamental qu’est la liberté de rassemblement, beaucoup dans ces pays pensent qu’il faudrait faire une exception pour le CSD afin de ne pas heurter la «saine sensibilité» d’une majorité de la population. Il est dès lors évident que les Droits de l’Homme n’ont pas la même signification pour tous.
Défendre les acquis
Que de telles initiatives puissent également voir le jour dans des pays avec une longue tradition démocratique comme la Suisse, où un groupe réactionnaire a tenté d’empêcher l’EuroPride de Zurich en lançant une pétition, est un avertissement à ne pas prendre à la légère. Ces réactions homophobes ont cependant le mérite de nous rappeler que les acquis ne sont pas garantis sur le long terme et qu’ils doivent inlassablement être défendus. C’est une leçon a retenir non seulement pour les lesbiennes, les gays et les transsexuels, qui ont souvent l’impression d’avoir tout obtenu dans leur combat et de pouvoir enfin relâcher leurs efforts, mais également pour les personnes et les médias plus tolérants, qui sont eux aussi convaincus que tout est désormais au mieux dans le meilleur des mondes.
Même si l’initiative contre l’EuroPride pouvait prêter à sourire en Suisse et être facilement écartée de par son insignifiance, il en va tout autrement dans d’autres pays d’Europe, tels que la Pologne, la Lettonie, la Croatie ou la Roumanie, où l’organisation de défilés homosexuels a donné lieu a une lutte acharnée, remportée principalement grâce à la pression exercée par le Conseil de l’Europe et par l’UE. Ailleurs, des gouvernements et des hommes politiques continuent de déroger aux obligations qui leur incombent en vertu de la Convention européenne des Droits de l’Homme. Et parfois, les autorités soutiennent plus ou moins ouvertement des acteurs non étatiques qui perturbent ou empêchent les défilés prévus, comme en Russie ou en Moldavie. C’est ainsi que se produisent ici et la d’autres petits Stonewall, qui renforcent durablement le mouvement homosexuel, mais qui peuvent aussi malheureusement le blesser gravement: en Serbie, il ne s’est toujours pas remis des violences infligées en 2001, lors de la première marche des fiertés à Belgrade. En 2008, les participants de la pride de Budapest ont à leur tour découvert avec amertume qu’un acquis qu’ils croyaient solidement ancrés pouvait leur être retiré très rapidement: depuis 1997, un défilé du CSD était organisé chaque année dans la capitale hongroise sans aucun incident, jusqu’aux attaques violentes et sporadiques recensées en 2007. L’année suivante, pour éviter un bain de sang, une présence policière massive a dû être déployée afin de protéger la manifestation contre une foule agressive et prête à en découdre. Là encore, la solidarité internationale est plus que jamais nécessaire!
Un engagement politique insuffisant ?
Ceux qui, dans nos rangs, critiquent la marche des fiertés devraient réfléchir un instant à l’un de ses aspects essentiels: acquérir une certaine visibilité. Si ce n’était pas là une caractéristique majeure, comment expliquer que ces défilés gênent tellement nos opposants homophobes, qui souhaiteraient nous enfermer de nouveau dans notre placard et nous laisser en marge de la société, quitte à utiliser la violence à cette fin. L’existence des marches des fiertés est donc tout à fait légitime et elle le restera tout autant ces 40 prochaines années. II convient certes de ne pas les considérer comme des manifestations politiques au sens strict, les défilés du CSD se déroulant dans une atmosphère bon enfant, voire carnavalesque, sans message politique concret et permettant avant tout aux participants et aux simples spectateurs de s’amuser. Mais ces défilés n’en demeurent pas moins des manifestations impressionnantes pour notre reconnaissance et la défense de nos droits. Car rassembler dans les rues des milliers de personnes ouvertement homosexuelles et des dizaines de milliers de sympathisants est un acte politique extrêmement fort. D’ailleurs, qu’y a-t-il de plus politique qu’une visibilité massive?
N’oublions pas également que nous nous sommes toujours plaints par le passé du manque de modèles. Or les marches des fiertés offrent des modèles aux nouvelles générations. Elles peuvent les inciter à faire leur coming-out ou à s’engager politiquement. Et c’est précisément cette expérience que de nombreux activistes ont faite ces 40 dernières années et vivront vraisemblablement ces 40 prochaines. Je me souviens encore de mon étonnement lorsqu’en 1978, à l’âge de 19 ans, je me retrouvai par hasard au cœur d’un événement du CSD à Copenhague. Imaginez ce que c’était pour moi, jeune Autrichien, alors que mon pays ne comptait aucun groupe homosexuel et encore moins de mouvement correspondant. Cela m’a tellement motivé que j’ai rejoint HOSI Wien, la première association autrichienne de gays et de lesbiennes, dès sa création en 1979. Et je crois que de nombreux jeunes homosexuels provenant de pays sans Pride ressentent exactement la même chose lorsqu’ils découvrent à l’étranger une marche des fiertés, dont le nombre ne cesse d’augmenter.
40 ans de Pride, ce sont 40 ans d’engagement politique pour le mouvement LGBT. Nous pouvons être fiers des succès que nous avons remportés jusqu’à présent, mais ne nous reposons pas sur nos lauriers. Car il nous reste encore beaucoup à accomplir et nous devons continuer de défendre nos acquis.