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Schwerpunktthema: EP und Ehe

Kein anderes Medium hat über den mehr als 20 Jahre dauernden Kampf der österreichischen Lesben- und Schwulenbewegung für die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und ihre Gleichstellung mit verschiedengeschlechtlichen Partnerschaften ausführlicher berichtet als die LAMBDA-Nachrichten. Ich habe mich diesem Thema auch immer wieder in meiner Kolumne gewidmet – meist ging es darum, für den pragmatischen Zugang der HOSI Wien bei der Umsetzung dieser Forderung zu werben, etwa beim Thema Fremdkind-Adoption, das ich in der Ausgabe 4/2004 als „Streit um Kaisers Bart“ bezeichne.

In der Ausgabe 1/2005 („Heteronormativität: Ehe um jeden Preis?“) setze ich mich zum ersten Mal mit folgender grundsätzlichen Fragestellung auseinander: Jahrhundertelang haben Heterosexuelle an ihrem Eherecht herumgebastelt und es auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten, ohne das Lesben und Schwule auch nur ein Wörtchen mitzureden hatten. Sollen Lesben und Schwule das jetzt einfach 1:1 übernehmen? Müssen sie die Heterosexualität und ihre Normen wirklich zum Maß aller Dinge erheben, statt eigene, für ihre Bedürfnisse adäquatere rechtliche Normen einzufordern?

Auf diese Grundfragen sollte ich im Laufe der Jahre noch öfter zurückkommen, etwa in der Ausgabe 5/2007 („Ehe – Maß aller Dinge?“) oder in der Ausgabe 2/2009 („Notbremse ziehen!“).

Ein wichtiger, bei der völligen Gleichstellung mit der Ehe so problematischer Punkt ist das geltende Scheidungsrecht, wie ich in der Ausgabe 1/2008 („Ehe – und nicht Gefängnis!“) näher ausführe. Leider wurde dieses Scheidungsrecht, eines des restriktivsten in Europa, dann 2009 (bis auf eine Ausnahme) für die eingetragene Partnerschaft übernommen, weshalb ich in der Ausgabe 5/2009 warne: „Vorsicht, eingetragene Partnerschaft!“.

Nach Einführung der EP ging’s dann darum, gegen die negativ diskriminierenden Unterschiede der EP im Vergleich zur Ehe bei der Politik zu lobbyieren und auf dem Rechtsweg vorzugehen. Ein Teil der Bewegung hat sich dabei reaktionärer Argumente und eines unsäglichen Opferpathos bedient, dass man sich nur mehr fremdschämen konnte – und heftig dagegen polemisieren musste, was ich in der Ausgabe 3/2015 („Welche Ehe wollen wir?“) und schließlich nach der Öffnung der EP und der Ehe für alle in der Ausgabe 1/2018 tat – mit dem erlösenden „Ende des Fremdschämens“.